Wie werden wir 2025 bezahlen – und wer profitiert davon?
Als Verbraucher interessieren wir uns gewöhnlich dafür, wieviel und wofür wir bezahlen, aber nicht wie. Als weitgehend unsichtbare Infrastrukturen ermöglichen digitale Zahlungssysteme sichere wirtschaftliche Transaktionen und machen damit die moderne Wirtschaft erst funktionsfähig. Die Spinne im Netz des Bezahlmarktes waren immer die klassischen Banken. Gegenwärtig zeichnet sich in der Welt der Zahlungssysteme jedoch ein Umbruch ab, durch den die Kreditwirtschaft zukünftig stark herausgefordert sein wird. Mit dem Dreiklang “neue Player”, “innovative Technologien” und “striktere Regulation” lässt sich die Dynamik grob umreißen.
Neue Player
Neue Player drängen auf den Markt: Damit sind die “Fintechs” und reinen Digitalbanken gemeint, die mit immer neuen Angeboten auf Basis moderner Informationstechnologie nach Einfallstoren in den Bezahlmarkt suchen. Aber auch die Internet-Riesen aus dem Silicon Valley – etwa Facebook, Apple oder Google –, die mit dem Anspruch auftreten, sämtliche Lebensbereiche ihrer Kunden mit digitalen Services abzudecken, auch das Bezahlen.
Innovative Technologien
Innovative Technologien kommen vermehrt zum Einsatz. Die digitale Transformation schickt sich an, das Bezahlen neu zu definieren. Hier ist an das bargeld- und kartenlose Bezahlen zu denken (“Mobile Payment”), an neue, biometrische Sicherheitsverfahren (bekanntestes Beispiel ist hier sicherlich Apples “Touch ID”-Verfahren), aber zum Beispiel auch an die sogenannten “Instant Payments”, bei denen die Verrechnung zwischen Zahlungsgeber und Zahlungsempfänger in Sekundenschnelle erfolgt. Zudem könnten mögliche “Gamechanger” zukünftig für Wirbel in der Bezahllandschaft sorgen. Zum Beispiel die Blockchain, eine neuartige Infrastruktur zur Absicherung von Transaktionen, oder Quantencomputer, die herkömmliche Verschlüsselungsverfahren in Frage stellen würden.
Verschärfte Regulation
Darüber hinaus trägt die Regulation zu einer Verschärfung des Wettbewerbs bei. Die kontoführenden Institute sind aufgrund neuer Richtlinien gezwungen, den Zugang zum Konto für Zahlungsauslösedienste und Kontoinformationsdienste zu öffnen. Das bedeutet zum Beispiel, dass ein Kontobesitzer sich nicht mehr an die eigene Bank wenden muss, wenn er eine Überweisung auslösen will. Der Marktzugang für neue Anbieter wird so stark erleichtert.
Unterschiedliche Zukunftsszenarien
Der Markt des Bezahlens gerät also auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig in Bewegung. Unter den etablierten Marktteilnehmern sorgt die unübersichtliche Lage für Verunsicherung. SRC Security Research & Consulting – ein Gemeinschaftsunternehmen der deutschen Kreditwirtschaft – hat das nun zum Anlass genommen, gemeinsam mit Z_punkt The Foresight Company und dem Fraunhofer INT unterschiedlichen möglichen “Bezahlzukünften” nachzuspüren.
Die Studie “Bezahlen 2025”, die aus der Zusammenarbeit entstanden ist, entwickelt mehrere Szenarien, in denen es jeweils einer anderen Akteursgruppe gelingt, sich eine dominante Position im Marktgeschehen zu sichern.
Die Studie "Bezahlen 2025: Szenarien zur Zukunft der Zahlungssysteme in Deutschland" ist als PDF zum kostenlosen Download verfügbar.
Erobern die Fintechs den Bezahlmarkt?
Der Hebel, mit dem die Fintechs den Bezahlmarkt erobern könnten, sind konsequent vom Kundenbedarf her gedachte Lösungen – so eines der Szenarien. Ein Beispiel: eine Shopping-App, die das Bezahlen nahtlos in den Kontext des Einkaufserlebnisses einbindet. Die App ist keine reine Bezahlschnittstelle, vielmehr kennt sie die Einkaufsgewohnheiten des Kunden, vergleicht Preise und Qualitätsbewertungen und wählt die schnellste Liefermethode.
Tech-Giganten auf dem Vormarsch?
Die globalen Tech-Riesen könnten demgegenüber, so ein weiteres Szenario, mit einem Pfund wuchern, das schon heute traditionellen Anbietern Kopfschmerzen bereitet: mit ihrem direkten Zugriff auf digitale Endgeräte, die eine zunehmend wichtige Schnittstelle zum Kunden darstellen. Wenn es Apple und Co. gelingt, Smartphones auch als Zahlungsschnittstelle par excellence durchzusetzen (im E-Commerce wie auch am Point of Sale), droht den Banken der Verlust des direkten Kundenzugangs.
Zünden die Banken den Innovations-Turbo?
Düstere Aussichten also für die Banken? Ausgemacht ist das nicht. Die Studie zeigt, dass die Kreditwirtschaft den Veränderungen in der Bezahllandschaft nicht einfach tatenlos zusehen muss. Ein weiteres Szenario – aus Sicht der Kreditwirtschaft das Chancenszenario – lotet aus, mit welchen Mitteln sich die Banken gegen die neue Konkurrenz am Bezahlmarkt behaupten können. Das Schlüsselwort lautet Kooperation. Die Kreditwirtschaft verfügt, so die Studie, über eine leistungsfähige Infrastruktur, die sie dazu nutzen kann, selbst mit innovativen Angeboten bei den Kunden zu punkten, etwa im Zusammenhang mit den oben erwähnten “Instant Payments”. Dazu ist aber eine enge Zusammenarbeit unter den Kreditinstituten unabdingbar.
Es ist also keineswegs vorgezeichnet, welche Anbieter am Bezahlmarkt der Zukunft dominieren. Die Innovationsstrategien der unterschiedlichen Akteure werden das Rennen entscheiden.
Dieser Text erschien in leicht abgewandelter Form in der Lebensmittelzeitung, Ausgabe vom 24. Juni 2016.