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Leitbilder, Erfolgsbedingungen und Handlungsempfehlungen für eine ressourcenleichte Gesellschaft

Leitbilder, Erfolgsbedingungen und Handlungsempfehlungen für eine ressourcenleichte Gesellschaft

Wie wollen wir in Zukunft leben? Genossenschaftlich und regional? Wirtschaftsfreundlich und ökologisch? Gemäßigt? Genügsam? Oder gleich dematerialisiert? Wenn wir über eine wünschenswerte Zukunft nachdenken, sollten wir keine Schranken im Kopf haben. Fakt ist: Wenn unsere Gesellschaft in Zukunft seine Ressourcen schonen will und gleichzeitig eine hohe Lebensqualität erhalten möchte, muss sich etwas ändern.

Von Holger Glockner

Wir von Z_punkt haben im Rahmen eines Gemeinschaftsforschungsprojekts für das Umweltbundesamt einen spannenden Möglichkeitsraum geschaffen, wie eine ressourcenleichte Gesellschaft aussehen könnte *. Dabei haben wir mit Hilfe der Szenariotechnik fünf Leitbilder entwickelt. Sie sind bewusst ganz unterschiedlich, aber die zentrale Ausgangsfrage ist gleich: wie schaffen wir eine Gesellschaft, die ressourcensparsam lebt, ohne dabei die Lebensqualität zu vernachlässigen? Die Leitbilder stellen dabei kein Idealszenario dar, sondern machen sich auf eine Entdeckungsreise, welche gesellschaftlichen Entwicklungen möglich wären. Die von uns entwickelten Szenarien haben wir während des Projekts gemeinsam mit unseren Partnern mit Experten diskutiert und wurden parallel durch sociodimensions genutzt, um Bürger zu fragen, welche der Leitbilder sie sich für ihre und unsere Zukunft vorstellen könnten[1]. Die Diskussion über eine nachhaltige Zukunft ist für Fach-Experten ein Dauerthema, aber derzeit wächst auf vielen Ebenen die öffentliche Diskussion, daher sind die Szenarien als Anstoß für die Debatte über die Zukunft aktueller denn je.

Die vorherrschende Logik des Wirtschaftens basiert gegenwärtig immer noch auf einem beträchtlichen und steigenden Energie- und Materialverbrauch. Mit der anhaltenden Fokussierung auf dieses Wachstumsmodell besteht die Gefahr einer dauerhaften Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Obwohl sich aus dieser Art des Lebens und Wirtschaftens ein breites Spektrum positiver Segnungen entwickelt hat - wie eine steigende Lebenserwartung, bessere Bildung und Gesundheitsfürsorge oder höhere Sicherheit und Wohlfahrt - ist ein „Weiter so wie bisher“ keine nachhaltige Option für die Zukunft.

Globale Herausforderungen

Bevor wir über mögliche Hebel für eine Veränderung der Ressourcennutzung in Zukunft sprechen, schauen wir uns an, welchen globalen Herausforderungen sich die Menschheit in den nächsten Jahrzehnten stellen muss. Die dringendsten Herausforderungen werden in den 17 Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung behandelt und zusammengefasst. Wir sehen große Fortschritte, insbesondere in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht. Es gibt jedoch keinen Grund zur Zufriedenheit. Unser Klima und unsere Umwelt befinden sich in besorgniserregendem Zustand, ohne dass eine Verbesserung in Sicht ist. Wissenschaftler haben neun planetarische Grenzen definiert (z. B. Klimawandel, Verlust der biologischen Vielfalt, Änderung des Landsystems), von denen einige hinsichtlich der Übernutzung natürlicher Ressourcen weit über die Belastbarkeit vorangeschritten sind. Dies führt zu schwerwiegenden Problemen, die in der Menschheitsgeschichte noch unbekannt sind und sich aus immer komplexeren menschlich-technischen Interaktionen entwickeln.

Um dies zu veranschaulichen, nehmen wir als Beispiel den Earth-Overhoot-Day (EOD). Dies ist der Tag, an dem wir als Menschheit jedes Jahr mehr Ressourcen verbraucht haben und mehr Umweltverschmutzung verursacht haben, als unser Planet erneuern oder „verdauen“ kann. Alle Jahre tritt dieser Tag früher auf. Die Berechnungen begannen 1987, als der Tag der Überschreitung auf den 19. Dezember datiert wurde. Bereits 12 Tage zu früh. Diese kleine Lücke hätte zu dieser Zeit noch korrigiert werden können. Mit ein paar Anstrengungen wäre es vermutlich machbar gewesen, den Tag der „Erdüberschreitung“ erneut in Richtung einer verträglichen Ressourcennutzung zu verschieben. Aber das Gegenteil ist passiert. Der EOD fand vielmehr jedes Jahr in Folge früher und früher statt. Letztes Jahr war er bereits am 1. August. In Deutschland war der Tag der Überschreitung sogar am 2. Mai.

Was bedeutet das für uns? Wenn wir die Grenzen des Planeten nicht dauerhaft überfordern wollen, darf jedes Individuum auf der Erde im Durchschnitt laut Experten nicht mehr als 8 t Material pro Jahr verbrauchen. Für Deutschland bedeutet dies, den Ressourcenverbrauch von aktuell ca. 40 auf 8 Tonnen zu senken. D.h. wir dürfen nur ein Fünftel von dem verwenden, was wir heute verwenden. Dies würde definitiv eine radikale Veränderung unserer Lebensweise mit sich bringen.

Leitbilder auf dem Weg in eine ressourcenleichte Gesellschaft

Die entscheidende Frage ist, ob wir aktiv auf eine gelingende Transformation hinarbeiten oder ob eine Transformation erst durch eine Katastrophe erfolgt („Transformation by Design“ oder „Transformation by Disaster“). In den letzten Jahren haben wir bei Z_punkt in Zusammenarbeit mit dem Wuppertal Institut und sociodimensions ein Projekt für das Umweltbundesamt durchgeführt, um zu analysieren, ob und wie in den nächsten 20 Jahren in Deutschland ein Umstieg in eine ressourcenschonende Gesellschaft möglich ist. Im Folgenden werfen wir kurze Schlaglichter auf die fünf erarbeiteten Leitbilder und stellen dar, wie diese von den Bürgern wahrgenommen wurden. Ausführliche Versionen und Analysen können den Ergebnisberichten entnommen werden.

Leitbild 1: Genossenschaftliche Regionalität

Das erste Szenario basiert auf den Idealen, die in Genossenschaften geprägt werden - Orientierung am Gemeinwohl, Kooperation und Fairness. Sie haben sich in diesem Szenario zu tragenden Säulen von Wirtschaft und Gesellschaft entwickelt. Der Region, in der die Menschen leben, kommt eine entscheidende Rolle zu. Produktion und Konsum sind stark regionalisiert. Denn Transport und Mobilität sind durch gestiegene Staatsabgaben teuer geworden. Der nahe liegendste Anker des ressourcenarmen Lebens ist die regionale Beschaffung, die die Transportenergie und den Ressourcenverbrauch massiv reduziert. Nicht Großkonzerne dominieren die Produktion und den Dienstleistungssektor, sondern kleine und mittelständische Betriebe. Sie sind vor allem genossenschaftlich organisiert. Die starke, freiwillige Orientierung am Gemeinwohl - die durch gesetzliche Maßnahmen unterstützt wird - führt zu erheblichen Verhaltensänderungen und fördert soziale Innovationen. Sharing ist in! Konsumentinnen und Konsumenten setzen vielfach auf „Nutzen statt Besitzen“. Die Entwicklung, die die Generation Y einst ins Leben rief, ist im gesellschaftlichen Mainstream angekommen. Eine starke Kultur der Bottom-up-Meinungsbildung und -Entscheidungsfindung trägt zu einem hohen Engagement des Einzelnen für die Idee eines ressourcenarmen Lebens bei. Kein Wunder: denn Entscheidungen werden regional getroffen, von den lokal Beteiligten umgesetzt und haben unmittelbar Auswirkungen auf die Gemeinschaft vor Ort.

Starke gesellschaftliche Integrationsfähigkeit mit Zweifel an der politischen Umsetzbarkeit

Das Zukunftsszenario ist attraktiv – sowohl für Experten als auch für Bürger. 60 Prozent der Befragten, die sich an der qualitativen Analyse beteiligt haben, gefiel es am besten oder zweitbesten (auf einer Skala von 1-5, 1 bedeutet: „Diese Idee gefällt mir am besten“ 5 bedeutet: „Diese Idee gefällt mir am wenigsten“.) Sie sind vom Leitbild angezogen, da es eine Alternative zu Globalisierung und Deregulierung bietet. Das Leitbild liegt auch im Trend der heutigen Zeit, wenn man sich die derzeitige Popularität regionaler Produkte, den Zuspruch zur Sharing Economy oder das Interesse an ressourcensparender Kreislaufwirtschaft anschaut. Allerdings wird der Aspekt der Regionalität nicht von allen Befragten positiv wahrgenommen. Vor allem jüngere, konsumorientierte Teilnehmer der Befragung kritisieren die Welt der genossenschaftlichen Regionalität als eingeschränkt im Konsum und geistig eng. Die Idee der Genossenschaft gerät – bei Experten und Teilnehmer der Online-Befragung – aus dem Fokus. 

Zentrale Aspekte

  • Gemeinwohl
  • Fairness
  • Regionalität
  • Sharing

Leitbild 2: Wirtschaftsfreundliche Ökologisierung – der Favorit der Bürger

Die zweite diskutierte Zukunft ist im Wesentlichen eine Fortsetzung und Intensivierung der gegenwärtigen Hightech-Strategie der Bundesregierung. Die Energiewende wird durch ähnliche radikale Reformprogramme in Bezug auf Rohstoffnutzung, Transport und Lebensmittel / Landwirtschaft ergänzt. Die Verringerung der Ressourcennutzung wird durch die Einführung fortschrittlicher Technologien und die Förderung des Wettbewerbs erreicht, während sich das Verbraucherverhalten nicht massiv verändert. Die Verbraucher bevorzugen langlebige, qualitativ hochwertige Produkte, die strengen Umweltkriterien entsprechen und somit den Ressourcenverbrauch und den Abfall von Konsumgütern verringern. Bei der Verleihung von Status spielen materielle Symbole immer noch eine wichtige Rolle. Die Kreislaufwirtschaft ist weit verbreitet, da sie Kosten spart. Forschung und Wissenschaft sind wichtig: Sie entwickeln und implementieren fortlaufend neue Ideen, um umweltfreundlich, energie- und materialsparend zu produzieren. Die Koordination der Ressourceneinsparung wird durch ein Zusammenspiel von politischer Regulierung sowie Anreizsetzung und Marktmechanismen in diesem neu gestalteten Umfeld gesteuert.

Breite Akzeptanz und hohes Umsetzungspotenzial der Ideen mit Bedenken zur sozialen Abfederung

Hochwertige Produkte? Ja, klar! Langlebig? Selbstverständlich! Ressourcenarm hergestellt? Und ob! Die Idee einer umweltfreundlichen Wirtschaft, die Fortschritt und wirtschaftliche Entwicklung mit Umweltbewusstsein verbindet, kling äußerst attraktiv. Dieses Leitbild findet im Umfeld aller diskutierter Szenarien die höchste Akzeptanz. 72 Prozent der Befragten bewerten es im Vergleich mit den anderen Szenarien als am besten oder zweitbesten, was eine enorme Zustimmung ist. In der Welt der wirtschaftlichen Ökologisierung ist Regulierung wichtig. Um eine nachhaltige Wirtschaft zu fördern, werden Vorschriften, Steuern und Sanktionen als Lenkungsinstrumente eingesetzt – genauso wie die Förderung umweltfreundlicher Technologien. Trotz seiner hohen Akzeptanz bezweifeln Experten und Befragte gleichermaßen die Umsetzbarkeit dieses Leitbilds stark. Warum hat ein Staat heute ein Interesse daran, auf breiter Front neue Formen der Regulierung einzuführen? Wie sollen seine demokratischen Führer diese in komplexen, politischen Systemen durchsetzen? Und wie schafft man es, das Leitbild in der heutigen Welt länderübergreifend umzusetzen, da es kaum im nationalen Alleingang durchsetzbar scheint? Kritiker vermissen beim Leitbild Antworten auf Fragen der sozialen Gerechtigkeit. 

Zentrale Aspekte

  • Innovation
  • Grüne Technologien
  • Kreislaufwirtschaft
  • Starkes Parlament

Leitbild 3: Verordnete Mäßigung – BürgerRessourcenBudget für Alle

Diese Zukunft basiert auf der Idee, dass Menschen mehr Orientierung in ihren Lebensstilentscheidungen begrüßen würden, insbesondere in Zeiten, in denen Konsum- und andere Entscheidungen komplexer werden. Daher führt die Regierung für jeden Bürger ein jährliches Ressourcenbudget ein. Übergangsregelungen in einer Übergangsphase und eine umfassende Beratung durch staatliche Stellen helfen den Menschen, sich daran zu gewöhnen, innerhalb ihres vorgegebenen Budgets zu leben. Dadurch können Produkte gemeinsam genutzt und wiederverwendet und Netzwerke als Orte gemeinschaftlichen Lernens entwickelt werden. Zudem werden Konsumenten kreativ, ihr persönliches Budget zu strecken – durch Tausch, Teilung oder Wiederverwertung. Die Wirtschaft passt sich an, indem sie sich auf Produkte konzentriert, die es den Menschen ermöglichen, innerhalb ihrer Haushaltsmittel zu leben, was Wettbewerb und Innovation fördert. Bei Industrieunternehmen und Dienstleistern ist ein intensiver Innovationswettbewerb um einen möglichst niedrigen Ressourcenverbrauch entstanden. Die Bürger sind dankbar für die Entlastung, die mit dem hohen Maß an Beratung einhergeht. Dementsprechend haben sie großes Vertrauen in die Regierung und sind nur wenig in die Politikgestaltung involviert.

Das Notfallszenario, wenn nichts mehr geht. Aber schnell umsetzbar?

Dieses Leitbild ist von den Experten kontrovers diskutiert und belegt bei der Online-Umfrage den letzten Platz. Nur 10 Prozent der befragten Bürger finden es attraktiv (mit Rang 1 oder 2 bei der Online-Befragung). Für das Leitbild spricht die vermutete schnelle und effektive Wirkung des BürgerRessourcenBudgets. Dagegen zahlreiche andere Gründe: Die Einschränkung der Konsumentenfreiheit, bürokratische Schwierigkeiten bei der Umsetzung, die Notwendigkeit der Überwachung. Vielen erscheint die „Verordnete Mäßigung“ eher ein Notfallszenario als ein Wunschleitbild. Dennoch nehmen einige den grundlegenden Gedanken positiv auf, den Ressourcenverbrauch der Bürger transparent zu machen.

Zentrale Aspekte

  • BürgerRessourcenBudget
  • Starke politische Führung
  • Intensiver Wettbewerb

Leitbild 4: Freiwillige Genügsamkeit

Im Gegensatz dazu resultiert das ressourcenarme Leben in diesem Szenario aus einer freiwilligen Vereinfachung und Beschränkung. Die Menschen konsumieren weniger, bevorzugen weniger komplexe Produkte und konzentrieren sich auf ihre lokale Umgebung. Die Regierung reagiert auf den zunehmenden Druck der NGOs, Einkommen und Steuern zu vereinfachen, indem sie ein Grundeinkommen einführt, das durch Erträge aus höheren Steuern auf die Ressourcennutzung finanziert wird. Menschliche Arbeitsleistung hingegen wird weniger besteuert. In der Folge fördert die Wirtschaft einfache Produkte mit hoher Haltbarkeit und führt Gehaltsanpassungen durch. Letztere werden durch die Einführung eines Grundeinkommens notwendig, das es den Menschen ermöglicht, häufiger den Job zu wechseln, Teilzeit zu arbeiten und höhere Gehälter für weniger attraktive Arbeitsplätze zu verlangen. Menschen haben mehr Zeit für die individuelle Lebensgestaltung und engagieren sich stärker sozial bei der Altenpflege oder im Sportverein.  Bürger und NGO’s nehmen aktiv an der politischen Entscheidungsfindung teil und werden zunehmend als wichtige Akteure anerkannt, was zu einem hohen Maß an Bürgerbeteiligung führt.

Das bedingungslose Grundeinkommen polarisiert mit positiven und negativen Zuschreibungen

Nicht verwunderlich ist, dass die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens mit den daraus folgenden Konsequenzen stark polarisiert. Das Leitbild der freiwilligen Genügsamkeit hat Befürworter und Kritiker gleichermaßen. Ein Drittel der Befragten (34 %) hegt Sympathien für das Leitbild (Rang 1 oder 2). Die Fürsprecher bewerten die Idee der Grundsicherung und die Reduktion von Leistungsdruck als positiv. Kritiker lehnen es ab, da das Leitbild den Grundsätzen der persönlichen Eigenverantwortung oder dem Leistungsgedanken in der Gesellschaft widerspricht. Auch der freiwillige Verzicht überzeugt nicht alle. Dennoch birgt die Idee, mit den bisherigen sozialen und wirtschaftlichen Grundsätzen der Gesellschaft konsequent zu brechen, eine Faszination.

Zentrale Aspekte

  • Bedingungsloses Grundeinkommen
  • Hohe Steuern auf Ressourcenverbrauch
  • Niedrige Steuern auf persönliche Arbeitsleistung
  • Hohes Bürgerengagement für sinnstiftende Tätigkeiten

Leitbild 5: Dematerialisierter Globalismus

Dieses Szenario folgt einer radikalen postmodernen Agenda der Entmaterialisierung. Am prominentesten ist dabei der Abbau der industriellen Basis und ein radikaler Fokus auf den Dienstleistungssektor mit einer starken Aufwertung des Wissensstandorts. Gleichzeitig werden die Potenziale von künstlicher Intelligenz, Automation und Digitalisierung für eine ressourcenschonende, effizient produzierende Gesellschaft ausgeschöpft. Es gelten strenge Ressourceneffizienzstandards für die wachsende Importmenge. Dies fördert die globale Innovation und den Wettbewerb um die Verringerung der Ressourcennutzung. Die treibenden Werte dieser global ausgerichteten Gesellschaft - Solidarität, Fairness und Eigenverantwortung - spiegeln sich sowohl in der Wirtschaft als auch in der Politikgestaltung wider. Individuen bevorzugen selbstbestimmte und sinnvolle Karrieremöglichkeiten; Unternehmen reagieren darauf, indem sie die Flexibilität und Unabhängigkeit der Mitarbeiter deutlich erhöhen. In der Politik werden paternalistische Muster völlig aufgegeben, und das Engagement der Bürger spielt eine wichtigere Rolle als je zuvor.

Eine ressourcenleichte Gesellschaft muss Aspekte der sozialen Gerechtigkeit berücksichtigen 

Dieses Leitbild findet insgesamt eher geringe Akzeptanz. Nur 23 Prozent der Befragten platzieren es auf den ersten oder zweiten Rang im Vergleich mit den anderen Leitbildern. Positiv bewerten Experten und Befragte, dass Technologien wie künstliche Intelligenz eine wichtige Rolle für die Zukunft spielen. Besonders skeptisch bewerten die befragten Bürger den deutlichen Schritt von der Industrie- zur Dienstleistungsnation, die ihre Güter durch Importe aus dem Ausland bezieht, auch wenn diese umweltschonend hergestellt sidn. Sie befürchten dadurch eine Ausweitung prekärer Beschäftigung. Das Feedback auf dieses Leitbild zeigt, dass eine ressourcenleichte Gesellschaft für Experten und Bürger nur umsetzbar ist, wenn sie auch Aspekte der sozialen Gerechtigkeit und des sozialen Zusammenhalts berücksichtigt.

Zentrale Aspekte

  • Starke Dienstleistungsgesellschaft
  • Wenig Industrie in Deutschland
  • Importe ressourcensparsamer Produkte
  • Aktive Bürgerbeteiligung an politischer Willensbildung

 

Fazit: Langfristig denken – Vorbereitet sein – Vorausschauend handeln

Es gibt verschiedene Wege für Gesellschaften, mit einem geringeren Ressourceneinsatz auszukommen und trotzdem für einen auskömmlichen Wohlstand zu sorgen. Die Herausforderungen sind enorm, sind aber durch konzertierte Aktionen zu bewältigen. Neue Marktmechanismen, technologische Lösungen, politische Programme und ein gesellschaftlicher Wandel müssen Hand in Hand gehen. Bürger und Führungskräfte müssen sich für einen Weg entscheiden und geeignete Maßnahmen ergreifen, um die ehrgeizige Transformation der Gesellschaft zu erreichen. Wie viele „Agenten des Wandels“  bereits heute zeigen, sind soziale Innovationen in der Nutzung, kooperatives Verhalten oder die „Einübung des Weglassens“ einige Beispiele, die positiv zu der notwendigen Veränderung beitragen.

Letztendlich wird der vorausschauende Scharfsinn eines jeden Akteurs von entscheidender Bedeutung sein, um die Transformation durch Katastrophen zu verhindern und eine Transformation durch aktive Gestaltung zu erreichen.

Präferenzen der Bevölkerung: Diese Zukunftsideen gefallen am besten

Leitbild Wirtschaftsfreundliche Ökologisierung Genossenschaftliche Regionalität Freiwillige Genügsamkeit Dematerialisierter Globalismus Verordnete Mäßigung
Anteil Rang 1-2 72% 60% 34% 23% 10%

Frage: Welche dieser Zukunftsideen gefällt Ihnen persönlich am besten? Und welche gefällt Ihnen am wenigsten? (Skala 1 bis 5)

1)  Methodik: Z_punkt hat die Leitbilder mit Hilfe der Szenario-Technik gemeinsam mit dem Wuppertal Institut entwickelt. Die Szenarien beschreiben mögliche Zukünfte, in denen eine ressourcenleichte Gesellschaft verwirklicht ist. Im ersten Schritt wurden 14 Einflussfaktoren identifiziert, die eine ressourcenleichte Gesellschaft beeinflussen. Dann wurden die Schlüsselfaktoren auf Entwicklungsmöglichkeiten untersucht (Schritt 2) und mit Experten und Expertinnen diskutiert (Schritt 3). In Schritt 4 erstellten wir die fünf Leitbilder auf Basis der Szenarien. Anschließend führte sociodimensions die Bürger-Befragungen durch.